Part I: Außen
Um für unsere gemeinsame Reise eine Basis zu schaffen, ist es wichtig, dass wir uns erst einmal unser Inventar anschauen: Was haben wir da eigentlich alles für Organe, die eine wichtige Rolle in unserem Zyklus, unserer Sexualität und Weiblichkeit spielen? Wie stehen Sie miteinander im Zusammenhang?
Zu Beginn werfen wir einen Blick auf den Teil unserer Geschlechtsorgane, der für dich von außen sichtbar ist - die Vulva:
Du findest sie zwischen deinen Beinen – bestehend aus den äußeren und inneren Vulvalippen, der Klitoris und dem Vaginavorhof.
Die Vulvalippen sind, trotz solcher Darstellung in verschiedenen Medien, nicht symmetrisch und variieren in ihrer Größe, Farbe, Form und Behaartheit.
Die großen äußeren Vulvalippen bestehen aus viel Fett und Bindegewebe, glatter Muskulatur, Nerven sowie Gefäßen und dienen als weiches Schutzpolster für deinen Genitalbereich. Im Gegensatz zu den inneren Vulvalippen sind die äußeren mit Haaren bestückt und schützen auf diese Weise deine inneren Geschlechtsorgane vor möglichen Eindringlingen, wie Bakterien. Unter der Fettschicht der äußeren Vulvalippen befinden sich die seitlich verlaufenden Schwellkörperschenkel der Klitoris. Durch diese sind die großen Vulvalippen empfänglich für die Stimulation der darunterliegenden Schwellkörper – aber dazu später mehr.
Die inneren, kleinen Vulvalippen können ganz von den äußeren Vulvalippen verdeckt sein oder gut sichtbar rausschauen. Sie sind dünner und sensitiver als die äußeren Vulvalippen und bestehen aus einem gefäß- und nervenreichen Bindegewebe. Dank diesem können sie im angeturnten Zustand anschwellen und damit die Sensitivität – und den Spaß beim Sex – weiter erhöhen.
Die inneren Vulvalippen sind mit einer Schleimhaut ausgekleidet, welche auch zum Schutz vor Krankheitserregern, wie Bakterien oder Viren, dient.
Zwischen deinen inneren Vulvalippen findest du den Vaginavorhof. Dort liegen der Ausgang der Harnröhre, der Vagina, sowie unterschiedlicher Drüsen, die bei sexueller Erregung deine Vagina befeuchten, wie die Bartholin-Drüse und die Skene-Drüse. Die Skene-Drüse kommt in Momenten großer Lust zum Einsatz - denn sie sondert das weibliche Ejakulat beim Squirten ab. Sie wird auch als weibliche Prostata bezeichnet, da sie entwicklungsphysiologisch mit der Prostata des Mannes verwandt ist und ihr Sekret eine ähnliche Zusammensetzung wie das Prostatasekret im männlichen Ejakulat besitzt.
Last but not least fehlt uns noch ein ganz wichtiger Teil der äußeren Geschlechtsorgane, den wir keineswegs auslassen wollen – die Klitoris aka the Clit:
Viele kennen sie lediglich als das kleine Knöpfchen oberhalb des Harnröhrenausgangs zwischen den inneren Vulvalippen. Dabei ist sie weit mehr als das. Sie besteht aus der sichtbaren Klitoriseichel, welche von der Klitorisvorhaut bedeckt ist, paarigen Schwellkörperschenkeln sowie den Vorhofschwellkörpern. Letztere sind im Muskelgewebe der äußeren Vulvalippen um die Vaginalöffnung und andere Bereiche der Vulva eingebettet. Die Klitoris hat eine Gesamtlänge von 7-12 cm!
Bei der Erregung der Frau bildet sie eine Erektion. Sie ist enorm empfindlich, denn sie ist mit stolzen 8.000 Nervenenden vollgepackt – in etwa doppelt so vielen wie im männlichen Penis zu finden sind. In ihrer Entwicklung haben Klitoris und Penis den gleichen Ursprung und auch bei einer Erektion funktionieren beide Geschlechtsorgane nach einem Prinzip – stärkere Durchblutung und geringeres Abfließen des Blutes. Die Erektion der Klitoris äußert sich dabei durch ein Anschwellen um bis zu 300%! Davon ist allerdings nicht viel zu sehen, denn der Großteil der Klitoris liegt im Körper. Die Klitoriseichel (unser Knöpfchen) ist im erigierten Zustand vergrößert und leichter zu finden, da sich die Vorhaut bei einer Erektion zurückzieht. Durch das Anschwellen der Klitorisschwellkörper schwellen auch die äußeren Vulvalippen an und öffnen so teilweise die Vulva.
Die Klitoris widmet sich hauptberuflich unserem Vergnügen, indem sie durch die hohe Zahl an Nervenenden empfänglich für sexuelle Stimulation und Erregung ist und der Regulation unseres Lustempfindens dient. Die Erregung kann zum Orgasmus führen, was zusätzlich eine stärkere partnerschaftliche Bindung fördern kann. Durch die Orgasmuskontraktionen wird zudem eine Befruchtung der Eizelle begünstigt.
Die korrekte klitorale Anatomie (als Überholung der Knöpfchen-Darstellung) wurde übrigens erstmals 1998 durch die australische Urologin Helen O’Connell entdeckt. Mit 3D-MRT-Modellen zeigte sie die Klitoris im erregten Zustand sowie in Beziehung zu den umliegenden Organen – als Organcluster mit Harnröhre, Blase, Vagina und Uterus. Eine Erregung der Klitoris kann also von unterschiedlichen Bereichen ausgehen und Orgasmen auslösen. Alle Orgasmen – ja, auch der sogenannte vaginale Orgasmus – finden also dank ihrer Schwellkörper über die Klitoris statt.
Es wird deutlich, dass die Vulva alles andere als einfältig ist. Um die eigene Anatomie besser zu verstehen, lohnt es sich, auf Erkundung zu gehen. Am einfachsten schnappst du dir einen Spiegel und schaust, wie du "da unten" eigentlich aussiehst. Na los, lerne dich kennen, entdecke dich 🕵️♀️
Quellen:
Period Power – Maisie Hill
Ebbe & Blut – Luisa Stömer und Eva Wünsch
https://de.wikipedia.org/wiki/Schamlippen
https://de.wikipedia.org/wiki/Klitoris
https://www.doccheck.com/de/detail/photos/42222-aufbau-der-klitoris
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/40817-klitoris-die-erregende-fremde
https://flexikon.doccheck.com/de/Glandulae_vestibulares_minores
https://flexikon.doccheck.com/de/Paraurethraldrüse
https://de.wikipedia.org/wiki/Scheidenvorhof