Part II: Innen

Nun verlassen wir den von außen sichtbaren Teil unserer Geschlechtsorgane und werfen einen Blick hinter die Fassade: nach innen. Dort finden wir eine Menge komplexer und spannender Organe, die alle super wichtige Jobs haben, was Periode, Sexleben,  Fortpflanzung und auch so manche deiner Stimmungen im Alltag angeht. Schauen wir sie uns mal genauer an:

Am Vaginaleingang stoßen wir als erstes auf das legendäre Jungfernhäutchen, auch Hymen genannt. Oder wir finden es nicht, denn ob und in welcher Form das Jungfernhäutchen vorkommt, ist von Frau zu Frau anders. Das Hymen ist ein Schleimhautsaum und entspricht in sehr seltenen Fällen dem gängigen Bild eines durchgehenden Verschlusses des Vaginaleingangs. Ist es vollständig verschlossen, muss das Hymen operativ entfernt werden, da sonst kein Menstruationsblut passieren kann. Das intakte Hymen hat meist eine große Öffnung in der Mitte und sieht aus wie ein Scrunchie-Haargummi. Manchmal hat es auch viele kleine Öffnungen, in etwa wie ein Duschkopf.

Das Hymen kann beim Heranwachsen der Frau auf natürliche Weise zurückgebildet werden. Auch kann es bei den unterschiedlichsten Bewegungen, wie beim Sport, lediglich beim Gehen, bei der Benutzung von Tampons oder – wie es häufig thematisiert wird – beim penetrativen Sex einreißen. Das passiert aber sehr selten und das Hymen kann dann ziemlich schnell wieder narbenlos abheilen. Bei vielen Frauen sind die Hymen robuster und sehr elastisch, sodass sie auch bei Einführung von Tampons, Penissen sowie Fingern und sogar bei der Geburt eines Kindes unversehrt bleiben. Entgegen der weit verbreiteten Annahme, das Hymen würde meistens beim ersten Mal einreißen und wäre unwiderruflich zerstört, bleibt dieses bei den meisten Frauen trotz verschiedenster Aktivitäten auch im Erwachsenenalter und sogar ein Leben lang intakt. Einige wenige Frauen werden ganz ohne Hymen geboren. Somit hat das berühmte Jungfernhäutchen keine Aussagekraft über die Jungfräulichkeit einer Frau.

Die Vagina selbst verbindet den Vaginavorhof mit dem Muttermund und besteht aus einem festen Muskelschlauch. Sie ist 8-10 cm lang. Vor ihr sitzt die Harnblase und dahinter das Rektum. Durch die Vagina gelangen Menstruationsblut und Zervixschleim in die Hose oder Spermien in die Gebärmutter.
Wenn gerade nichts in die Vagina eingeführt wird – wie ein Menstruationscup, Finger, Penis etc. – dann berühren sich die vordere und hintere Vaginalwand. Die Wände weisen zudem Querfalten auf, welche beim Sex die Reizwirkung für den Mann verstärken und eine wichtige Dehnungsreserve für die Geburt darstellen. Die Vagina ist nicht mit vielen Nerven ausgestattet  – das wäre sonst auch im Bezug auf Schmerzen sehr ungünstig beim Geburtsvorgang. 

In der Vagina fühlen sich verschiedene Arten der Milchsäurebakterien sehr wohl, da der Mix aus Zervixschleim, Transsudat der Vaginalschleimhaut und abgestorbenen glykogenreichen Zellen ein Festmahl für die Bakterien darstellen. Sie verstoffwechseln das Glykogen zu Milchsäure, was zu einem sauren pH-Wert (4 - 4,5) des Vaginalmilieus führt. Dieses saure Milieu dient dem Schutz vor aufsteigenden Infektionen. Damit der Schutz gewährleistet ist, ist es wichtig, das Milieu nicht durcheinanderzubringen. Allein die Verwendung von Vaginalduschen oder aggressiven Reinigungsprodukten im Genitalbereich können dich anfälliger für Keime & Co machen. 

Am oberen Ende der Vagina findest du die Zervix, also den Gebärmutterhals. Dieser besteht aus einem dünnen Kanal voller Drüsen und zwei Muttermündern. Der äußere Muttermund verschließt den Gebärmutterhals in Richtung Vagina und der innere Muttermund ist der Verschluss in Richtung Gebärmutter. Den äußeren Muttermund kannst du sogar ertasten – am besten klappt es, wenn du dafür in die Hocke gehst. Dieser ist nicht so rau wie die Vaginalwände, sondern ganz glatt und hat in der Mitte eine Öffnung, welche du wahrscheinlich als Vertiefung erfühlen kannst. Die Zervix bildet den Eingang zur Gebärmutter, wobei sie die meiste Zeit geschlossen bleibt, um diese zu schützen. Während der fruchtbaren Tage öffnet sie sich leicht, um Spermien die Passage zu ermöglichen. Zudem öffnet sie sich während der Menstruation, damit das Menstruationsblut raus kann und bei der Geburt macht sie ganz weit auf.
Je nach Zyklusphase befindet sie sich in einer anderen Position: kurz vor, während und kurz nach der Periode ist dein äußerer Muttermund leicht zu ertasten, da die Zervix tiefer sitzt. Um den Eisprung herum rutscht sie weiter nach oben, da das den Spermien ermöglicht, sich schneller fortzubewegen. Sie werden in einer hohen Geschwindigkeit in die Vagina ejakuliert (etwa 17 km/h) und verlangsamen sich bei der Passage durch die Zervix drastisch. Da sind die paar Zentimeter eine riesengroße Hilfe! Auch ein Orgasmus unterstützt die kleinen Kollegen stark auf dem Weg zu ihrem Ziel. Durch die Orgasmuskontraktionen werden Spermien durch die Zervix in die Gebärmutter hineingesogen.
Die Drüsen der Zervix sondern den Zervixschleim ab, welcher je nach Zyklusphase in Abhängigkeit von den vorherrschenden Hormonen in seiner Konsistenz zäher oder flüssiger wird. Dabei ist er um den Eisprung herum flüssiger und kann den Samenzellen die Passage erleichtern. An den unfruchtbaren Tagen wiederum kann er durch eine zähflüssigere Konsistenz den Gebärmuttermund ordentlich verschließen, um Krankheitserregern den Weg zur Gebärmutter zu versperren.

Hinter dem inneren Muttermund finden wir die Gebärmutter – auch Uterus genannt: ein etwa 7 cm langes und 5 cm breites Organ aus einem elastischen, 2,5 cm dicken Muskel, dessen Form einer auf dem Kopf stehenden Birne ähnelt. Die Gebärmutter ist sehr dynamisch. Das heißt, sie durchläuft viele zyklische Veränderungen und kann sich im Falle einer Schwangerschaft auf eine beachtliche Größe ausdehnen, um der befruchteten Eizelle und später dem Baby genug Platz für ein Zuhause zu bieten.
Verschiedene Schichten bilden die Gebärmutter: Die äußerste Schicht, das Perimetrium, ist eine Art dünne Hautschicht. Dann folgt das Myometrium, eine Muskelschicht, welche eine entscheidende Rolle während der Wehen und der Geburt spielt. Vielleicht hast du diese Muskelschicht während deiner Menstruation schon persönlich kennengelernt – sie ist nämlich auch der Übeltäter bei Periodenkrämpfen. Die innerste Schicht ist das Endometrium, die Schleimhaut, welche nochmals in zwei Schichten unterteilt werden kann: Die Lamina basalis, ein stabileres Bindegewebe mit Gefäßen und Drüsen, sowie die Lamina functionalis, die im Laufe des Menstruationszyklus aufgebaut und bei einer nicht eingetretenen Schwangerschaft im Zuge der Periode wieder abgestoßen und aus dem Körper herausgespült wird. Dieser Mix aus Blut und Schleimhaut landet dann etwa monatlich in unseren Menstruationsprodukten. 
Entgegen dem verbreiteten Bild der aufrechten Gebärmutter mit zwei ausgestreckten armähnlichen Eileitern an beiden Seiten, die jubelnd wirkt, ist die Gebärmutter eher wie bei einer vornehmen Verbeugung nach vorne gelehnt in Richtung Harnblase und streckt die beiden Eileiter nach hinten weg. Die Eileiter, Eierstöcke und die Zervix sind unmittelbar mit der Gebärmutter verbunden.

Links und rechts von der Gebärmutter gehen die beiden Eileiter in Richtung der Eierstöcke ab. Dabei handelt es sich um Kanäle mit einer Länge von 10-14 cm, welche aus Muskelgewebe bestehen und mit Flimmerhärchen (Zilien) ausgekleidet sind. Direkt an der Gebärmutter sind die Eileiter schmal und weisen eine dicke Wandmuskulatur auf. In Richtung der Eierstöcke weiten sich die Eileiter in eine trichterförmige Struktur. Diesen etwa 7-8 cm langen Abschnitt nennt man Ampulla.
Die Hauptaufgabe der Eileiter ist es, die Eizelle beim Verlassen der Eierstöcke aufzufangen und mit Hilfe der Flimmerhärchen und leichten Muskelkontraktionen in Richtung der Gebärmutter zu transportieren.

Kommen wir nun zu den Eierstöcken - let’s see how that works. Bei diesen handelt es sich um zwei walnussgroße Keimdrüsen (äquivalent zu den männlichen Hoden), eine links und eine rechts von der Gebärmutter in der Nähe der Ampullen der beiden Eileiter. Auch wenn es auf vielen anatomischen Abbildungen so scheint, sind die Eierstöcke nicht mit den Eileitern verbunden. Stattdessen haben sie ein bisschen Abstand zu ihnen und sind über Bänder an der Beckenwand sowie an der Gebärmutter befestigt.
In den Eierstöcken sind die Eizellen Zuhause. Sie reifen dort heran, bevor sie sich auf den Weg zur möglichen Befruchtung machen. Zusätzlich haben die Eizellen einen weiteren wichtigen Job. Denn hier werden die Sexualhormone, wie Östrogen, Progesteron und Testosteron produziert, die alle eine bedeutende Rolle in unserem Zyklus spielen.

Wie du siehst, ist allein die Anatomie und Funktion deiner inneren Geschlechtsorgane mega faszinierend und komplex. Noch spannender wird es, wenn du erfährst, was hier zum Beispiel genau in den verschiedenen Phasen deines Menstruationszyklus passiert oder wie genau eine Befruchtung abläuft. Stay tuned ✌️

Quellen:

Period Power – Maisie Hill
Ebbe & Blut – Luisa Stömer und Eva Wünsch
https://www.springermedizin.de/vom-jungfernhaeutchen-zur-corona-vaginalis/23522272
http://holla-ev.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Eileiter
https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/wie-funktionieren-die-eierstoecke
https://flexikon.doccheck.com/de/Tuba_uterina
https://www.amboss.com/de/wissen/tuba-uterina/
https://pediatrics.aappublications.org/content/113/1/e67.long
https://www.springermedizin.de/emedpedia/reproduktionsmedizin/physiologie-der-befruchtung?epediaDoi=10.1007%2F978-3-662-55601-6_9
https://de.wikipedia.org/wiki/Gebärmutterhals
https://flexikon.doccheck.com/de/Cervix_uteri
https://de.wikipedia.org/wiki/Spermium
https://www1.wdr.de/mediathek/video-der-lange-weg-zur-eizelle-100.html

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